In wenigen Tagen werde ich zu meiner Reise nach Deutschland aufbrechen, und ich freue mich schon darauf. Ich freue mich besonders auf Berlin, wo es viele Begegnungen geben wird, und freue mich besonders natürlich auf die Rede im Bundestag und auf den großen Gottesdienst, den wir im Olympiastadion feiern dürfen.
Ich komme jetzt nach Deutschland, und ich freue mich darauf. Ich freue mich besonders darauf, dass mir so viel staatsreligiöser Wert eingeräumt wird, dass ich wie ein richtiges Staatsoberhaupt im Parlament sprechen darf, obwohl der heilige Stuhlgang ein nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt ist. Ich freue mich darauf, dass Parlament und Gottesdienst ein Stück mehr zusammenwachsen, dass niemand mehr von Aufklärung und Trennung zwischen Staat und Kirche redet. Das ist schon wie die „gute“ alte Zeit, der wir im Vatikan bis heute nachtrauern. Danach gehts ins Olympiastadion. Das hat ja auch ein anderer frommer Katholik gern als Bühne benutzt. Und das war auch der, der mit uns dieses bis heute gültige Reichskonkordat gemacht hat, dass der Kirche und ihren Pfaffen bis heute in Deutschland die Pfründe aus Steuergeldern und jede Menge Sonderrechte sichert.
Ein Höhepunkt der Reise wird Erfurt sein: Im Augustinerkloster, in der Augustinerkirche, in der Luther seinen Weg begonnen hat, darf ich mich mit Vertretern der Evangelischen Kirche Deutschlands treffen. Wir werden dort miteinander beten, auf das Wort Gottes hören, miteinander denken und noch sprechen. Wir erwarten keine Sensationen.
Danach fahre ich auch mal durch Erfurt. Mit meinem kugelsicheren Papamobil, damit auch jeder sieht, wie groß mein Gottvertrauen ist. Da treffe ich mich mit den Abtrünnigen, die wegen dieses blöden Mönches Luther einfach eine eigene Kirche gegründet haben, die so tut, als wäre ich nicht Stellvertreter Gottes auf Erden. Da werden wir laut und mit viel Feiergetümel und Firlefanz zusammen beten, und ich werde währenddessen im Stillen beten, dass sich das noch einmal ändert und dass wieder alles Geld und alle Macht in meinem Verein zusammenfließt. Aber ganz ehrlich: Eine solche Sensation erwarte ich noch nicht.
Das eigentlich Große daran ist eben dies, dass wir miteinander an diesem Ort denken, das Wort Gottes hören und beten, und so inwendig beieinander sind und sich wahrhaft Ökumene ereignet.
Das eigentlich Große daran ist, dass wir trotzdem Friede, Freude, Eierkuchen spielen können, und dass die Evangelen sogar mitspielen. Der Jesusmarkt in Deutschland hat sich als groß genug erwiesen, um zwei große Jesusverkäufer fett zu mästen. Da können wir ruhig von Ökomene sprechen. Mein großes Vorbild Judas Iskariot war doch ein Idiot, sich mit dreißig Silberlingen zu begnügen.
Etwas Besonderes ist für mich die Begegnung mit dem Eichsfeld, diesem kleinen Landstrich, der durch alle Verwirrungen der Geschichte hindurch katholisch geblieben ist; und dann der Südwesten Deutschlands, mit Freiburg, der großen Stadt, mit vielen Begegnungen, die dort sein werden, besonders mit einer Vigil für die Jugend, mit dem großen Gottesdienst, der die Reise abschließt.
Etwas Besonders ist es für mich, durch die Regionen Deutschlands gefahren werden zu können, in denen mir die Menschen meine Lügen und meinen Hokuspokus immer noch abkaufen. Danke, liebe Bundesrepublik, für ein Schulsystem, dass die Menschen auch in größeren Städten so dumm hält, dass es immer wieder Nachwuchs gibt.
All dies ist nicht religiöser Tourismus, und noch weniger eine Show. Worum es geht, sagt das Leitwort dieser Tage: ‚Wo Gott ist, da ist Zukunft‘. Es soll darum gehen, dass Gott wieder in unser Blickfeld tritt, der so oft ganz abwesende Gott, dessen wir doch so sehr bedürfen. Sie werden mich vielleicht fragen: Gibt es Gott überhaupt? Und wenn es ihn gibt, befasst er sich überhaupt mit uns? Können wir bis zu ihm vordringen?‘.
Natürlich nenne ich meine große, in den Medien breit ausgetretene Show nicht eine Show. Sonst würde noch jemand bemerken, was der ganze hl. Firlefanz in letzten 16 Jahrhunderten in Wirklichkeit war, und die innere Verwandtschaft von liturgischer Kleidung zu einem Karnevalskostüm würde den Menschen den ganzen hl. Ernst austreiben. Stattdessen sage ich, dass der von mir vertretene mittelalterliche Aberglaube voller Kälte und Unmenschlichkeit „Zukunft“ ist. Es soll darum gehen, dass dieser mittelalterliche Aberglaube wieder in der Gegenwart geglaubt und wirksam wird. Damit das niemand so richtig bemerkt, nenne ich den von mir verkauften Aberglauben „Gott“ und stelle dafür einen Absolutheitsanspruch auf. Während ich für euch die eher nutzlose Frage stelle, ob wir bis zu Gott vordringen, dringen meine Bediensteten in viele Leibespforten junger Menschen ein, was wir gern wohlorganisiert und systematisch vertuschen.
Nun, es ist wahr: Wir können Gott nicht auf den Tisch legen, wir können nicht wie ein Gerät ihn anrühren oder wie irgendeine Sache in die Hand nehmen.
Ich muss aber leider zugeben, dass ich euch diesen „Gott“, von dem ich rede, nicht zeigen kann. Und dass er sich auch nicht in meinem Leben oder in den Taten der hl. röm.-kath. Kirche manifestiert.
Wir müssen die Wahrnehmungsfähigkeit für Gott, die in uns da ist, wieder neu entwickeln. In der Größe des Kosmos können wir etwas ahnen von der Größe Gottes.
Deshalb sage ich euch: Ihr müsst euch mit manipulativen, hypnotischen Psychotechniken so lange selbst bearbeiten, bis ihr glaubt, meinen „Gott“ wahrzunehmen. Und nachdem ich aus dem Weihrauchfass meines Schädels so viel schwer und geheimnisvoll duftenden rhetorischen Nebel in die Welt gepustet habe, ist es an der Zeit, die idiotische Idee…
Wir können die Welt technisch nützen, weil sie rational gebaut ist. In dieser großen Rationalität der Welt ahnen wir etwas von dem Schöpfergeist, von dem sie kommt, und wir können in der Schönheit der Schöpfung doch etwas von der Schönheit, Größe und auch von der Güte Gottes sehen.
…vom „Intelligent Design“ mehr als nur subtil herauszulassen, auf dass sie die benebelte Aufmerksamkeit überfalle. Und natürlich stelle ich das in einem unmitelbaren Zusammenhang…
Wir können im Wort der Heiligen Schrift Worte ewigen Lebens hören, die nicht einfach nur von Menschen kommen, sondern die von Ihm herkommen, in denen wir Seine Stimme hören.
…zu der antiken Legendensammlung, die ich die „Heilige Schrift“ nenne, um besser darüber hinwegtäuschen zu können, dass der Bullshit der von mir vertretenen Religion darin an keiner einzigen Stelle vorkommt. Und jetzt kann ich auch noch den totalen Hammer bringen:
Und endlich, in der Begegnung mit Menschen, die von Gott angerührt worden sind, sehen wir gleichsam Gott.
Ihr seht Gott in Menschen! Versteht ihr endlich?! Was meint ihr wohl, warum ihr mich mit dem Titel „Heiliger Vater“ ansprechen sollt; eine Formulierung übrigens, die in der gesamten Bibel nur ein einziges Mal vorkommt.
Ich denke nicht nur an die Großen: von Paulus über Franz von Assisi bis zu Mutter Theresa; sondern an die vielen einfachen Menschen, von denen niemand spricht.
Ich denke dabei aber nicht nur an diejenigen, die ich zusammen mit meinen pfäffischen Komplizen heiligspreche und zur Verehrung freigebe, damit ihnen auch ja keiner nacheifere, sondern an die vielen, die angesichts meines reaktionären geistigen Dünnpfiffs am liebsten aus meinem Jesusverkauf austreten würden, weil sie noch so etwas wie ein Gefühl von Wärme und Liebe in sich tragen. Diese sollen sich…
Und doch, wenn wir ihnen begegnen, geht von ihnen etwas von Güte, von Lauterkeit, von Freude aus, dass wir wissen, da ist Gott, und dass er uns anrührt.
…an dieser Stelle von mir angesprochen fühlen und sich sagen lassen, dass sie mein „Gott“ sind, der euch anrühren soll. Jetzt ist alles durcheinander genug, so dass ich endlich wieder das tun kann, was ich immer noch am besten beherrsche: Wörter so aneinander reihen, dass sie so lange Sätze zu formen scheinen, bis jemand darin einen Sinngehalt und eine Aussage sucht:
Darum wollen wir uns in diesen Tagen mühen, dass wir Gott wieder zu Gesicht bekommen, dass wir selber Menschen werden, von denen ein Licht der Hoffnung in die Welt herein tritt, das Licht von Gott her ist und uns leben hilft.
Kriegt Gott zu Gesicht! Bemüht euch darum! Egal wo! Und wenn ihr schließlich irgendetwas seht, glaubt gefälligst, dass das etwas mit meinem Jesusverkauf zu tun hat! Damit ihr zu Menschen werdet, die der von mir geleiteten kriminellen Organisation wieder Hoffnung auf bessere Zeiten machen. Diese Dunkelheit nenne ich Licht, und ich sage, dass es von Gott kommt. Denn Gott kann sich nicht dagegen wehren. Vom Ergebnis dieses Blendwerks erwarte ich, auch fernerhin gut leben zu können.
Bitte bleiben sie doof und gefügig und schauen sie niemals auf das Offensichtliche!
Prost… ähm… Amen!
Sonntag, 18. September 2011
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