Ist es eine Meinungsforschung, oder ist es forsche Meinungsmache?
Als ich heute abend das sich abzeichnende Wahlergebnis der niedersächsischen Landtagswahl vor Augen hatte und dieses mit den ganzen Umfragen abglich, die vor der Wahl im Auftrag der Milliardärspresse und der Staatsmedien angefertigt wurden, hatte ich ein überdeutliches déjà vu und erinnerte mich an vergleichbare Diskrepanzen zur Bundestagswahl 2005.
Wieder einmal frage ich mich…
- …ob wohl die FDP bei ihren zehn Prozent gelandet wäre, wenn nicht durch so genannte „Meinungsforschung“ immer wieder (und mit der Autorität der „Wissenschaft“) für CDU-Wähler der Eindruck erweckt worden wäre, dass es ohne eine Zweitstimmenausleihe zu einem Regierungswechsel in Niedersachsen kommen würde?
- …ob diese ganze zu Unrecht viel zu hoch geachtete Pseudowissenschaft der Demoskopie nichts weiter als ein Kanal für psychische Wahlmanipulationen ist?
- …ob Menschen, die wählen gehen, nicht besser beraten wären, wenn sie auf sämtliche Ergebnisse der Demoskopie einfach pfeifen würden und bei der Wahl ihre Kreuzchen ganz unstrategisch bei denjenigen Parteien hinkritzeln würden, denen sie die gewünschte p’litische Ausgestaltung des Landes zutrauen?
- …ob das demoskopische Desaster der niedersächsischen Landtagswahl 2012 wohl genau so schnell im Massenmedienapparat vergessen gemacht wird wie das (vergleichbar große) demoskopische Desaster der Bundestagswahl 2005 durch Nichtbeachtung vergessen gemacht wurde, damit einfach wie gehabt mit der wisschenschaftlichen Wählermanipulation weitergemacht werden kann?
- …ob sich die so verarschten Menschen diese Verarschung noch ein paar Jahrzehnte länger gefallen lassen wollen, natürlich jeder von ihnen mit der festen Stimme „Ich habe meine eigene Meinung“?
Wenn es möglich ist, durch eine einfache Befragung von Menschen nach ihrer Wahl in repräsentativ ausgewählten Wahllokalen das Ergebnis um 18:00 Uhr mit einer Unsicherheit im 2-Prozent-Bereich vorauszusagen, dann sollten meines Erachtens die ebenfalls repräsentativ druchgeführten Sonntagsfragen zu einem relativ guten Schnappschuss der kommenden Wahlentscheidungen führen — insbesondere ein oder zwei Wochen vor der Wahl.
Wie sie das nicht tun, kann man das natürlich für eine methodische Schwäche halten und zur Tagesordnung übergehen, ohne sich zu fragen, warum dafür bezahlte Statistiker eigentlich ihre methodischen Schwächen in den letzten sieben Jahren nicht ernsthaft angegangen haben. Für mich (und vermutlich nicht nur für mich) entsteht allerdings nicht der Eindruck methodischer Schwäche, sondern von Manipulation mit Methode.