Gehirn ausgeschissen

Offenbar haben die werber der Deutschen Bank beim Entwurf der Eigenwerbung auf der Internetpräsenz des bekannten Geldinstitutes ihr Gehirn ausgeschissen, bevor sie sich hinter Photoshop geklemmt haben und dieses niederträchtige Stückchen werbetüchtiger Grafik entworfen haben:

Mehr Erfolg pro Leben.

Der selten idiotische Spruch „Mehr Erfolg pro Leben“ hört sich jedenfalls sehr nach jemanden an, der zu viele komische Spiele gespielt hat, in denen man für eine Münze drei Pixelleben erhält und der diese Eingenheit virtueller Wahnwelten auch noch mit der Wirklichkeit verwechselt.

Soll man wirklich einer Bank sein Geld anvertrauen, die solche Dürrgeister mit der Werbung beauftragt? Und deren Verantwortliche beim Betrachten des Entwurfes nicht einmal bemerken, was für ein Schwachsinn da steht?

Quelle des Bildes: Deutsche Bank. Gefunden durch Nachtgedanken.

Nur Last bei Feinden

Entschuldige bitte, dass ich dich einfach so duze. Es erleichtert mir, in angemessener Form zu sagen, was gesagt werden muss. Wenn’s dich stört, mach einfach den Browser zu und die Glotze an! Vielleicht gibt’s da ja Fußball. Aber pups mich nicht voll! Außerdem redest du auch nicht anders und nicht einmal in Ansätzen höflich, wenn wir uns irgendwo begegnen. Also halt deine dreckige Fresse und reg dich nicht über so’n Kleinscheiß auf!

In meinem Ton bin ich noch zurückhaltend. Ich bin nämlich echt sauer. Stinksauer, weil irgendwelche dreisten und geldgeilen Verbrecher in meinem Namen eine einladung an dich aussprechen, die ich denn ausbaden soll. Wenn du nur einen Funken Anstand in deinem verrotteten Kopf hast: komm einfach nicht, bleib zu Hause! Wichs dir einen, friss etwas rohes Fleisch oder spiel ein bisschen mit deiner Scheiße rum! Aber erspar mir deine widerliche Anwesenheit!

Du bist nicht mein Freund. Ich bin nicht dein Freund. Und wir werden niemals Freunde werden. Tatsächlich wäre eine Welt ohne dich viel angenehmer, friedlicher, ruhiger und menschlicher.

Und dass du nicht mein Freund bist und ich nicht deiner, dass ändert sich auch nicht dadurch, dass die FIFA und die mir ihr verbündeten Geschäftemacher und sonstigen Gauner überall ausposaunen lassen, zur kommenden WM 2006 sei „die Welt zu Gast bei Freunden“ und sich damit erdreisten, auch für mich zu sprechen. Ich bin nicht dein Freund, sondern dein Feind. Du bist nicht mein Gast, du bist eine Last. Das ist die Wahrheit. Und kein werbender Gehirnpflug dieser Welt kann daran etwas ändern. Und ich hoffe trotz dieser allgegenwärtigen und plaktiven Werbebotschaft sehr, dass die Welt viel Erfreulicheres bereit hält als ausgerechnet dich. Und falls du jetzt denken solltest, ich sei mit dieser ganzen Haltung ein vereinsamter, weltfremder Sektierer: fast alle Menschen in meinem Umfeld sind im Großen und Ganzen der gleichen Meinung wie ich. Egal, was die FIFA und die breit wirksamen, vom Sport besoffenen Medien dazu sagen.

Also: verpiss dich, du stinkst!

Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht kennen würde. Ich habe dich wieder und wieder erlebt, wenn ich beim Rausgehen einmal nicht auf Zeiten und Spielpläne achtete. Dann kamst du mir entgegen, du in der Horde deiner „Freunde“; dann zeigtest du dein Gesicht, dass so gar nichts mit den bunten und kindischen Grinsfressen im offizjellen Logo der FIFA für diese Weltmeisterschaft zu tun hat.

Da bist dann du und deinesgleichen auf dem Weg ins Stadion oder auf dem Heimweg: ein besoffener, brüllender, kranke Gewaltbereitschaft ausstrahlender Mob, der mit primitiver und barbarischer Lust seine Bierflaschen auf den Wegen zu scharfen Scherben knallen lässt und dazu fremdenfeindliche Naziparolen schreit. Ein haufen stummer, verkleideter Bückgeister der jetztzeit, die sich zusammentun und lautstark den entfesselten Spießbürger aufführen, dass einem beim Vorbeigehen, Zuhören und Hinschauen so richtig braun vor Augen wird. Morgen bist du wieder ein bedeutungsloses Stück Menschenmaterial im Prozess, der gegenwärtig über der Gesellschaft abläuft; morgen hast du wieder Angst um deinen Arbeitsplatz, nagende Zweifel an deiner Rente und fütterst dein verhungertes Herz mit den entmenschten Affekten der Bildzeitung, um bloß nicht zu merken, wie beschissen dein verkacktes Leben wirklich ist. Aber in deiner tierhaften Horde fühlst du dich so stark, da bietest du sogar mir noch eine frisch polierte Fresse an. Wenn’s die SA noch gäbe, du wärest gewiss begeistertes Mitglied und hättest große Freude am lustigen Mordbrennen zwischendurch. Den dumpfen Ruf „Deutschland, Deutschland!“ zum völligen Ausverkauf meiner Heimat kriegst du ja schon ganz gut hin — und du meinst mit diesem gebrüllten Wort nur das, was so stumpf ist wie du selbst.

Und darum hasse ich dich, du hirnlose Hackfresse. Ich würde dir das gern etwas freundlicher sagen, aber es wäre gelogen. Und es wäre jemanden wie dir, der alles menschliche verneint, überhaupt nicht angemessen.

Wenn du hier wirklich „Freunde“ suchst, versuch es doch mal bei der FIFA! Die sprechen schließlich dauernd davon. Aber schau dir genau an, wie die dich behandeln! Schau dir an, wie sie dich zu einem Datenstriptease zwangen und wie sie dich abzocken wollten, als du eine Eintrittskarte zu einem der Spiele kaufen wolltest! So behandelt man keine Freunde. Trotzdem meint man dort, dass es Umgangsformen sind, die dir angemessen sind. Und wenn ich dich so anschaue: sie haben Recht. Du bist eben komplett balla-balla. Man könnte glauben, du habest nicht mitgemacht, als die Affen Menschen wurden.

Vielleicht betrachtet dich ja die BRD, dieser komische Staat auf deutschem Boden, als Freund. Zumindest reden die ja immer davon, dass sie Gastgeber sind. Aber auch dort weiß man, was man von dir und einem Mob aus Deinesgleichen zu halten hat, Freundchen. Deshalb empfängt man dich der Sicherheit halber lieber mit der Bundeswehr, wohl weil die Waffen der Polizei nicht grobschlächtig genug sind. Eine durchaus zutreffende Einschätzung, die nur dadurch getrübt wird, dass wahrscheinlich zu wenig geschossen wird. Übrigens sollte man bei dir lieber nicht auf den Kopf zielen, es könnte das Ziel verfehlen.

Also geh zu deinen Freunden! Lass dich wie Scheiße behandeln, lass dich abzocken, lass dich erschießen! Und vor allem: Verpiss dich und lass mich mit deiner Gewalt und deinem Gebrüll in Ruhe!

Gut und Böse

Es war der modern-magische Unsinn des „positive thinking“, der einen eh schon verbreiteten Falschsinn noch weiter förderte und inmitten der scheinbaren „Aufklärung“ neu erblühen ließ: die Verwechsleung der Wahrheit einer Aussage mit dem lediglich angenehmen Klang einer Aussage und dem als wohlig empfundenen Gefühl, das beim Hören oder Lesen einer Aussage ausgelöst wird.

Das Ausweichen auf die affektive Ebene ist bei aller scheinbarer Modernität des Esoterik-Zirkusses wirklich nichts Neues. Als damals Charles Darwin seine Evolutionslehre begründete und mit einer schier unwiderstehlichen Indizienkette belegte, gab es schon eine recht ähnliche Reaktion vieler Menschen. Es gefiel ihnen schlicht nicht, dass die gesamte Vielfalt des Lebens einschließlich der so überlegen wirkenden Menschheit einst auf eben so simple Weise entstand (und im Prozess der Eerde im steten Entstehen begriffen ist) wie die chemischen Verbindungen oder die Gesteine, und weil es ihnen nicht gefiel, musste es eben falsch sein. Dass im Zuge dieser völligen Denkverweigerung wie zum Witz die höhere menschliche Verstandesfunktion, die sich ja an den gebieterischen Tatsachen abarbeitet und dabei gelegentlich Einsicht erlangt, ja, manchmal gar zur Vernunft kommt, zum ödland und damit in einem Schritt der Devolution dem bewusstloseren Tiere ähnlich wurde, das wurde von den meisten tierhaft ernsten Betroffenen dieser cerebralen Regression leider nicht bemerkt – sonst hätten sie vielleicht häufiger über sich selbst gelacht. Als Thema zum Lachen nahmen diese schon lieber die Verstandestätigkeit derer, die ihren Verstand betätigten, auch wenn das Ergebnis solcher Tätigkeit dem schier unendlichen Narzissmus des Menschen nicht schmeckte; ungezählt sind die Karikaturen, die Darwin als Halbaffen zeigen. In einigen angeblich „fortschrittlichen“ Staaten dieser Welt bestimmt die moderner verkleidete Form dieser Denkverweigerung sogar den Schulunterricht; man nennt diese Pseudowissenschaft „kreationismus“.

Auf die nämliche dämliche Weise verfuhr der größere Teil der Menschen mit den Einsichten eines Sigmund Freud — es gefiel ihnen nicht, und deshalb konnte es nicht wahr sein.

Dass die Erde nicht endlos groß ist, dass sie nicht im Zentrum des Alls steht, dass nicht eine warme sorgende Vaterhand Gottes darüber wacht, dass hier das Leben für die ihm bestimmte Zeit erhalten bleibt; all das scheint bis heute in den meisten Hirnen nicht angekommen zu sein. Und damit dringt es auch nicht in die Hände, auf dass sie das Sinnvolle tun und das Zerstörerische lassen.

Und so wird weiter die Erde ausgebeutet und verbraucht, als wäre sie unzerstörbar und unendlich. Dass die gebieterischen Tatsachen, die (unter anderem, aber eben auch sehr drängend) in der Existenz einer immer größeren Anzahl von Menschen bestehen, die sich die im Laufe der Zeit nicht größer gewordene Erde teilen müssen, einer solchen Auffassung, die sich zwar angenehm anfühlt, aber dabei doch strunzdumm ist, widersprechen, juckt kaum jemanden. Stattdessen werden in der p’litischen Beschreibung des Zustandes der Welt jene dumpfen Begrifflichkeiten verwendet und viel zu oft kritiklos und völlig unwidersprochen übernommen, die eher dem vorbewussten Zustand einer äffischen Urhorde angemessen sind: die begrifflichen Kategorien von „Gut“ und „Böse“ sollen die Menschheit ordnen und wieder einmal den Mord heiligen. Sogar eine „Achse des Bösen“ ist von einem der Großkopferten der selbst ernannten „Guten“ ausgemacht worden und soll mit krimineller und mörderischer Grobheit bekämpft werden. Das himmelschreiend Dumme dieser neofaschistischen Gewaltrede zeigt sich darin, woraus sie ihre Stützen zusammenleimt: hier wird eine gottseidank überwundene unterdrückerische Religion mit den erst unter dem schwindenden Einfluss des Religiösen möglich gewordenen bürgerlichen Freiheitsrechten und dem diesen beiden menschlichen Strebungen widersprechenenden totalitären industriellen Prozess zu einem gedanklichen Gerüst zusammengebaut, dass absurder ist als jede dadaistische Kollage. Ansonsten ist der „Nahe Osten“ weit genug weg, dass sich jeder der „Guten“ einreden kann, von alldem Morden nichts wirklich zu wissen.

Es gab gewiss einst einen ziemlich behaarten Vorfahren der heutigen Menschen, der in seiner Kommunikation vor allem zwei verschiedene Grunzlaute von sich gab. Den einen Grunzlaut machte er, wann immer ihm etwas zusagte; den anderen, wann immer ihm etwas missfiel. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Art weiter, ging ein großer Teil der Behaarung verloren, und die Möglichkeiten der Mitteilung wurden etwas differenzierter – aus den beiden Grunzlauten entstanden die Wörter „Gut“ und „Böse“. Und so der Kulturprozess einsetzte, wurden auf dem affektiven Fundament dieset beiden ehemaligen Grunzlaute ganze metaphysische, religiöse und parareligiöse Gebäude errichtet, die wortreich und weihevoll zu erklären vermochten, worin nun „das Gute“ und „das Böse“ bestehe – und die dieses bis heute tun, trotz vielfacher Wandlung und p’litischer Instrumentalisierung zum Aufrechterhalt der Gewalt. Nur eines hat sich nicht verändert: es ist äffisch und damit dem, was den Menschen vom Affen unterscheidet, nicht angemessen.