In den letzten Wochen eines Jahres, im Vorfeld der großen Konsumolympiade namens „Weihnachtsfest“, könnte das Bloggen über Tinnef beinahe die täglich-monotone Struktur eines Adventskalenders annehmen. Jeden Tag läuft einem irgendwo die Werbung für eine neue, kranke Glücksidee aus dem fabrikmäßig produzierten Müll entgegen, und die Maßstäbe für die Hässlichkeit dieser „Güter“ scheinen schier grenzenlos zu werden.
Besonders beliebt zur solaren und psychischen Verfinsterung zum Fest der Kitschinflation sind Dinge, die leuchten. Vor einigen Jahrzehnten reichten den Menschen noch ganz gewöhnliche Kerzen, um für die angemessene Atmosphäre zu sorgen. Später wurden diese Kerzen um Glühlampen ergänzt, welche die Form einer Kerze erhalten — das könnte späteren Archäologen ganz schön zu denken geben. Aber damit ist die Leuchtkraft der Hässlichkeit noch lange nicht ausgeschöpft, jedes Jahr fallen den trockentrunkenen Werbern neue Dinge ein, die man noch leuchten lassen könnte, um sie zum Fest des besinnungslosen Konsums zu verhökern. Und nicht nur das, was elektrisch leuchtet, das kann ja auch blinken…
Die Inflation des Rohsinns macht die Auswahl schwer. Aber. Die abstoßendste Geschmacklosigkeit in der Formgebung einer „feierlich“ sein wollenden Leuchte, die mir heute übern Weg gelaufen ist, ist wohl diese hier:
Jawoll, auch Schuhe sollen „festlich“ leuchten und mit wirrem Geblinke epileptische Anfälle auslösen. Das wird denn im Katalog so angepriesen: „Roter Leuchtstiefel. In Fiberglasoptik. Lichteffekte mit 10 Lämpchen. Zuleitung ca. 1 m. Nur zur Innenbenutzung. Maße: ca. B25 x H25 cm“
Gut, dass man den hässlichen Leuchtkörper nicht draußen hinstellen kann, sonst wären die Vorgärten bald voll damit. Schade, dass er dennoch in so manche Fensterbank passen wird, um minderstumpfe Passanten mit seiner eklen Machart zu belästigen, nachdem er durch blindes Blinken und Flackern die Aufmerksamkeit erzwungen hat. Und. Schade, dass negatives soziales Feedback mit der Stahlkugel aus der Zwille hier gesetzlich verboten ist, während die ungezügelte Weltverschandelung jedem Barbaren erlaubt wird.
Quelle dieses Scans ist nicht etwa die „moderne Hausfrau“, sondern eine aktuelle Postmüll-Sendung von Neckermann. Wenn die der „modernen Hausfrau“ nacheifern wollen, sind sie schon erstaunlich weit voran gekommen.
Mittwoch, 28. November 2007
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