Werte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei Google,
ich muss eingangs eingestehen, dass ich die diversen Webdienste ihres Unternehmens nicht mehr so gern und häufig wie vor zehn Jahren nutze. Das liegt keineswegs an der Qualität, sondern mehr daran, dass Google nach weitgehenden Diversifizierungen eine Monopolstellung anstrebt, die mir nicht behagt.
Doch davon einmal abgesehen, erscheint mir auch die Qualität ihrer Dienste in immer größerem Maße fraglich — und es ist nur die Qualität, die ihren Diensten eine Nützlichkeit für die Anwender verschafft, ohne diese Qualität bleibt nur der Kadaver einer einst wertvollen Marke. Deshalb bin ich der Meinung, dass sie allein schon aus geschäftlichem Interesse alles daran setzen sollten, in Zukunft die größtmögliche Qualität aller Google-Dienste sicherzustellen.
Das ist der Grund für diesen offenen Brief. Sie haben im Moment ein Qualitätsproblem in ihrem Webdienst „Google News“. Es reduziert den Nutzen dieses Dienstes für die Menschen und hilft unseriösen Anbietern dabei, fragwürdige und in ihrer Hinterhältigkeit an betrügerische Machenschaften erinnernde Geschäftsmodelle zu betreiben — basierend auf der Irreführung der Nutzer ihres Dienstes „Google News“.
Der folgende Screenshot ist eine in „Google News“ dargestellte Meldung der Website des „Hamburger Abendblattes“ des Axel-Cäsar-Springer-Verlages:
Wie sie sehen können, befindet sich unterhalb der Überschrift ein von ihrem Bot eingelesener Teaser des Artikels. Es war übrigens genau dieser Teaser, der mich mit seinen vorsätzlich provozierenden und empörenden Behauptungen dazu brachte, einen Blick auf diesen Artikel werfen zu wollen.
Ihr Bot sieht allerdings beim „Hamburger Abendblatt“ einen anderen Inhalt als jeder menschliche Leser. Ein Klick bringt die folgende „Meldung“ des „Hamburger Abendblattes“ hevor:
Sie können sicherlich erkennen, dass nicht einmal der Teaser der Meldung in der von ihren Bot indexierten Länge vorhanden ist. Dass ihren Bot gegenüber ein anderer Inhalt ausgeliefert wird als gegenüber jedem anderen Leser, ist evident.
Das allein ist übel genug. Übrigens haben sie selbst auf ihren Support-Seiten eine erfreulich eindeutige Haltung zu derartigen Machenschaften, an die ich sie gern einmal erinnern möchte, falls sie diese vergessen haben (Zitat Stand der soeben verlinkten Seite vom 8. Mai 2012, 16.40 Uhr):
Cloaking, irreführende JavaScript-Weiterleitungen und Brückenseiten
Cloaking
Cloaking bezeichnet den Versuch, Nutzer zu täuschen, indem Suchmaschinen und Besuchern unterschiedlicher Content oder unterschiedliche URLs bereitgestellt werden. Wenn Sie je nach User-Agent unterschiedliche Ergebnisse bereitstellen, wird Ihre Website möglicherweise als nicht vertrauenswürdig eingestuft und aus dem Google-Index entfernt.
Beispiele für Cloaking:
- Für Suchmaschinen wird eine Seite mit HTML-Text bereitgestellt, während Nutzern eine Seite mit Bildern oder Flash-Elementen angezeigt wird.
- Für Nutzer wird anderer Content bereitgestellt als für Suchmaschinen.
[…] Google ist bestrebt, seinen Nutzern wertvolle und relevante Suchergebnisse zu liefern. Daher lehnen wir Verhaltensweisen strikt ab, die darauf ausgelegt sind, Content lediglich für Suchmaschinen bereitzustellen oder Suchmaschinen zu manipulieren und Besucher zu täuschen, indem diese auf andere als die gewählten Websites geleitet werden. Google behält sich vor, gegen Brückenseiten und andere Websites vorzugehen, bei denen von irreführenden Praktiken Gebrauch gemacht wird – beispielsweise durch Entfernen dieser Websites aus dem Google-Index.
Das sind klare und eindeutige Worte, die so klingen, als wäre Google um den Schutz seiner Nutzer vor fragwürdigen manipulativen Praktiken bemüht. Wenn dieses Bemühen nicht nur eine unverbindliche Zusicherung einer Werbeagentur ist, sondern in der Gestaltung von Google-Webdiensten Wirksamkeit entfalten soll, wäre allein die hier an einem Beispiel belegte Vorgehensweise des „Hamburger Abendblattes“ Grund genug, das Webangebot dieser Zeitung umgehend aus den Google-Ergebnissen in der Newssuche und den Schlagzeilen bei Google News zu entfernen.
Damit ist es aber nicht genug, denn das „Hamburger Abendblatt“ betreibt die technische Manipulation zur Irreführung aller Google-Nutzer nur zu dem Zweck, damit ein auf Erwecken falscher Eindrücke basierendes Geschäftsmodell zu betreiben. Wer von der falschen Darstellung in der Newsübersicht angelockt wurde, steht folgendem Angebot gegenüber, wenn er den nicht einmal in Teaserlänger sichtbaren Text lesen möchte:
Um weiterzulesen, müssen mindestens 1,20 Euro bezahlt werden. Als Bezahlverfahren steht unter anderem ein in meinen Augen obskurer, von einer britischen Limited betriebener, anonymisierender Bezahldienst zur Verfügung, dessen Verfahren bei der Durchführung einer Bezahlung vermutlich auch den Vorschussbetrügern aus Nigeria und vergleichbarem Geschmeiß sehr entgegenkäme:
Da mein letzter Satz vielleicht etwas zu derb klingt, hier nur der Punkt 11.1 der Geschäftsbedingungen dieser obskuren britischen Limited:
11.1 Streitigkeiten betreffend Kaufgeschäfte, die Sie mit Ihrem Cash-Ticket durchgeführt haben, sind von Ihnen mit dem jeweiligen Webshop zu regeln. Wir sind nicht verantwortlich für die Qualität, Sicherheit, Gesetzesmäßigkeit oder irgendeinen anderen Aspekt der mit Ihrem Cash-Ticket bezahlten Produkte oder Dienstleistungen.
Das heißt, wenn ich es kurz in umgangsprachliches und somit leicht verständliches Deutsch übertrage: Wir bewegen das Geld und waschen ansonsten unsere Hände in Unschuld, ganz egal, wofür das Geld bewegt wird.
Natürlich, liebe Google-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, wissen auch die professionellen Suchmaschinen-Manipulateure beim Hamburger Abendblatt aus dem Axel-Cäsar-Springer-Verlag ganz genau, dass auf eine derartige Überrumpelung nur ein Bruchteil der von Google auf die Website gelockten Menschen so reagieren wird, dass Geld für die Ansicht eines Artikels, der nur wenig sagt, aber dafür aufdringlich nach einer Werbung für ein Buch schmeckt, bezahlt wird. [Link auf eine dauerhaft archivierte Version des Artikels in einer Ansicht für Mobilgeräte, in der er vollständig lesbar ist].
Deshalb haben sich die Macher der Website des Hamburger Abendblattes noch eine weitere Möglichkeit ausgedacht, wie sie die unter bewusster Vorspiegelung falscher Tatsachen herbeigelockten Besucherströme monetarisieren können. Sie blenden Werbebanner in eine Seite ein, die ansonsten im Wesentlichen aus Eigenwerbung und einer Aufforderung zum Bezahlen besteht:
Sicher, auf diese Weise kommen für die Macher des „Hamburger Abendblattes“ nicht die angestrebten 1,20 Euro für eine Artikelansicht zusammen, aber dafür läppern sich etliche Kleinbeträge zu einer mutmaßlich doch lohnenden Summe — die gezielte Manipulation der Google-Ansicht zur Irreführung der Leser zahlt sich also finanziell aus. Dass dabei Techniken angewendet werden, die sonst nur von halbseidenen Gestalten im Internet benutzt werden; dass Google-Nutzer offen hinters Licht geführt und in solcher Darbietung verachtet werden; all das kümmert die Macher des „Hamburger Abendblattes“ nicht weiter.
Werte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei Google,
ich komme nach dieser doch etwas lang geratenen Darlegung endlich zum Schluss und möchte noch einmal kurz das Wesentliche zusammenfassen, bevor ich eine Bitte an sie äußere, die auch im Interesse Googles liegt:
- Die Website des deutschen Presseproduktes „Hamburger Abendblatt“ wendet gegenüber dem Google-Bot vorsätzlich manipulative Techniken an, um auf diese Weise Google-Nutzer über die dort angebotenen Inhalte irrezuführen.
- Der Zweck dieser Irreführung ist der Versuch, Menschen für eine gegenüber dem Google-Bot als offen und kostenlos dargestellte Dienstleistung — die Veröffentlichung journalistisch erstellter Texte im Web — Geld abzunehmen.
- Dass dieser Versuch nur bei einem Bruchteil der überrumpelten Leser zum Erfolg führt, wissen auch die Macher der Website des „Hamburger Abendblattes“, so dass sie sich zu einer zusätzlichen Monetarisierung der „Bezahl-oder-geh-weg-Seite“ durch eingeblendete Werbebanner entschlossen haben.
- Die Auflistung derartiger „Inhalte“ in Ansichten bei „Google News“ bietet für keinen Nutzer einen Mehrwert, sondern ist im Gegenteil dazu geeignet, bei jedem Nutzer, der darauf stößt, einen bleibenden Eindruck von qualitativer Beliebigkeit und Gleichgültigkeit auf Seiten Googles zu erwecken. Dieser Eindruck beschädigt das Ansehen der Marke „Google“.
Bitte schauen sie sich das Vorgehen auf der Website des „Hamburger Abendblattes“ einmal genau an und nehmen sie, wenn sie zu ähnlichen Schlüssen gekommen sind, diese Website aus der Auflistung in „Google News“ heraus! Das Ergebnis dieser recht schäbig anmutenden Irreführung bietet dem Google-Nutzer keinen Mehrwert und ist zudem dazu geeignet, die Reputation Googles zu beschädigen. Das Entfernen derartiger Produkte führt jedoch auf der anderen Seite zu einer Verbesserung der Nützlichkeit von Google-Diensten für die Menschen.
Ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass sie zu einem anderen Schluss kommen können.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Der Nachtwächter
Dienstag, 8. Mai 2012
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