Lottospielen für Hartz-IV-Empfänger?

Zunächst ein etwas längeres Zitat aus der heutigen Mitteilung des Erwerblosen Forums Deutschland (das Leerzeichen im Namen ist deren Schreibweise, nicht meine):

Bonn/Köln — Das Kölner Landgericht hat mit einer einstweiligen Verfügung der Westlotto GmbH verboten, Hartz IV-Spielern Spielscheine zu verkaufen. Gerichtssprecher Dirk Eßer bestätigte einen entsprechenden Bericht der „Westdeutschen Zeitung“. Das Erwerbslosen Forum Deutschland hält das für eine absurde und skurrile Entscheidung. Deshalb werden ab heute Hartz IV-Bezieher aufgefordert, sich im Internetforum öffentlich zu outen. „Wir wollen doch mal sehen, wie schnell dann so eine diskriminierende Entscheidung ad absurdum geführt wird und schnellst möglichst kassiert wird“, so Martin Behrsing, Sprecher des Erwerbslosen Forum Deutschland.

Unter dem Titel: „Ich habe West-Lotto gespielt und bin Hartz IV“ können sich seit heute Abend Hartz IV-Bezieher zu ihrem Lotto-Spiel bei West-Lotto bekennen. Konkret wurde Westlotto auferlegt, keine Spiel- oder Wettscheine oder Rubbellose zu verkaufen an Personen, die „Spieleinsätze riskieren, die in keinem Verhältnis zu ihrem Einkommen stehen, insbesondere Hartz-IV-Empfänger sind“, zitiert die „Westdeutschen Zeitung“ aus dem Beschluss des Landgerichts. Bei einer Zuwiderhandlung droht das Gericht ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro oder bis zu sechs Monaten Haft an. […]

Einmal ganz von der Tatsache abgesehen, dass es sich bei den von den Bundesländern der BRD veranstalteten Glücksspielen um eine skurille Form der freiwillig gezahlten Steuer handelt und dass die Teilnahme an einem solchen System für einen vom gleichen Staat wie Dreck behandelten, zu Zwangsarbeiten verpflichteten und weit gehendend entrechteten Menschen ziemlich idiotisch ist — wie kann eine Organisation, die vorgibt, die Interessen erwerbsloser Menschen unter dem Terror der Hartz-IV-Gesetzgebung zu vertreten, eigentlich auf die Idee kommen, für das Lottospielen einzutreten? Wurde da vielleicht jemanden ins Gehirn geschissen? Nein. Es ist nur der ganz gewöhnliche tägliche Hirnfick durch die Massenmedien der Milliardäre.

Tatsächlich sind hier wieder einmal Leute — und zwar ausgerechnet Leute vom ELO-Forum — auf die falschen, bewusst irreführend in der BRD-Milliardärsjournaille transportierten Schwerpunkte reingefallen. Es ging beim Urteil des LG Köln mitnichten ums Lotto, sondern um Sportwetten, und es ging mitnichten um Hartz IV, sondern um die Sicherstellung die gleichen Sorgfaltspflichten, die auch privaten Spielanbietern aufgebürdet werden. Demnach müssten auch Menschen mit niedrigem Einkommen von derartigen Glücksspielen ausgeschlossen werden, keineswegs nur Menschen, die Hartz-IV empfangen, sondern auch die ganzen hungerbezahlten Elendsmalocher auf dem staatlich subventionierten Markt für besonders billige Beinahesklaven und verschuldete Menschen.

Darüber hinaus gibt es wohl kaum etwas, was einem Hartz-IV beziehenden Menschen so wenig empfohlen werden kann wie das Lottospielen (oder eine andere Form des Glücksspiels um Geld). Denn die Einsätze ist dieser Mensch erstmal los, zur Freude eines Staates, der im Warenkorb — gerade erst von Frau von der Goebbels neu abgepackt und von der SPD erwartungsgemäß abgenickt — kein Geld für irgendwelche Glücksspiele vorgesehen hat. Aber sollte es dabei einmal zu einem der seltenen Gewinne kommen, dann wird dieser Gewinn gemäß Urteil des Landessozialgerichts Nordrhein-Westfalen in voller Höhe von den Hartz-IV-Bezügen abgezogen:

Ein Lotteriegewinn sei wie andere Glücksspielgewinne als Einkommen anzusehen, heißt es im Urteil. Er verringere die Hilfebedürftigkeit des Klägers. „Der Kläger hatte eingewandt, er habe seit dem Jahr 2001 945 Euro — zuletzt monatlich 15 Euro — in sein Los investiert“, berichtete ein Sprecher. „Damit habe er unter dem Strich überhaupt keinen Gewinn, sondern Verluste erzielt.“ Dieses Argument ließen die Richter nur für den letzten Monatsbetrag gelten. Lediglich die dafür gezahlten 15 Euro durfte der Kläger vom Gewinn von 500 Euro abziehen. Der Rest wurde vollständig mit seinem Hartz IV-Satz verrechnet.

Aber was interessiert man sich schon für die Realität in der BRD, wenn mal eben schnell und populistisch die Themen aufgegriffen werden, die von der verdammten Milliardärspresse vorgegeben werden.

Wer jetzt so blöd ist und darauf reinfällt, wer sich dazu bekennt, dass er Geld für die „Idiotensteuer“ Lotto ausgibt, obwohl dieses Geld im Warenkorb nicht vorgesehen ist, bewirkt damit nur zwei Dinge. Er zeigt erstens vor jedem, der dies beobachtet, dass er ein Idiot ist. Und er zeigt zweitens, dass er ja offenbar mehr Geld bekommt als er zum Leben benötigt. Letzteres kann und wird gegen alle Menschen benutzt werden, die von Hartz IV leben müssen. Wer vorgibt, die Interessen von Erwerbslosen zu vertreten und einen derartigen Vorschlag macht, hat offenbar nicht darüber nachgedacht. Unterdessen wird die kommende Ausweitung der Entrechtung Hartz IV beziehender Menschen neusprecherisch als „Vorschläge zur Änderung der so genannten Förderinstrumente“ verkauft.

Bitte Leute, vergesst es! Und bevor ihr auch nur einen einzigen Euro für Lotto ausgebt, gebt ihn lieber dem nächsten Penner!

Geld-zurück-Garantie

Bei einem tollen Anbieter recht wertloser Dienste, die aber gut Geld kosten (hier bewusst nicht direkt, sondern über tinyurl.com verlinkt), habe ich einen hübschen Stempel auf der Website gefunden, dass es bei diesem Bauernfänger eine „Geld-zurück-Garantie“ gibt. Das hat natürlich meine Neugierde geweckt, und nach einem Klick auf dieses Stempelchen fand ich eine „Garantie“ vor, die tatsächlich noch wertloser als das eigentliche Angebot dieses Anbieters ist.

Geld-zurück-Garantie Wir garantieren Ihnen die automatische Anmeldung bei 200 der besten Gewinnspiele pro Monat. Sollten wir unser Versprechen einmal nicht einhalten können und Sie aus irgendwelchen Gründen bei weniger als 200 Gewinnspielen angemeldet haben, so erhalten Sie für den entsprechenden Monat anteilig Ihr Geld zurück

Es ist nicht nur so, dass man bei dieser tollen Firma nach seiner Anmeldung erstmal für ein Jahr im Voraus sechzig Euro für die tolle Dienstleistung legen soll, dass diese tolle Firma die eigene Mailadresse und die Adressdaten an mindestens 200 potenzielle Spammer und Adresshändler weitergibt, nein, die garantieren das sogar noch! Und das beste daran: Sollten die das einmal nicht mehr schaffen, kann man also sein Geld zurückbekommen. Da fragt sich nur, woran man eigentlich bemerken soll, dass die das nicht geschafft haben? Vielleicht daran, dass der virtuelle Briefkasten ein bisschen weniger unter der Spamseuche explodiert? Ob diese tolle Profiwin GmbH so ein Beobachtung wohl als Nachweis akzeptiert und einem ein bisschen Geld zurückgibt?

Das Geschäft dieser tollen Firma Profiwin GmbH scheint unter dem Motto zu stehen: „Und jeden Morgen steht ein neuer Idiot auf“. Wer kein Idiot ist, kann auf solche bauernfängerischen Angebote wohl gut verzichten.

Ach ja, wie findet man so eine Website? Ganz einfach, indem man dem Link in einer besonders kalten und dreisten Kommentarspam folgt. Nein, der ging nicht direkt auf die tolle Website dieser tollen Firma, da scheint jemand also zu wissen, dass Spam verboten ist. Sondern er ging auf ein „Blog“, dass Lottospieler anlocken soll. Und bei diesem Blog war die tolle Firma namens Profiwin GmbH ein so dicker Partner, dass er fast gar nicht zu verfehlen war — natürlich nicht ein einziges Mal als Anzeige oder Werbung gekennzeichnet. Die Idiotie eines Lottospieles, der brav zwei Mal in der Woche seine Deppensteuer abdrückt und von Millionen träumt, scheint ja recht gut zur Idiotie eines solchen bezahlten Spam-, Reklame- und sonstigen Belästigungsmagneten zu passen, für den die Opfer auch noch bezahlen müssen — und dabei so blöd sind, auf derart tolle „Garantien“ hereinzufallen.

Die Renten sind sicher!

Ein frischer Brief, der bei vielen Menschen im Kasten steckt. „Infopost“ ist so etwas wie Spam in Papierform.

Das steht auf dem Briefumschlag der persönlich addressierten Massenpest des Briefkastens:

Rufen Sie gleich kostenlos an. Mit etwas Glück gratuliere ich Ihnen dann in wenigen Minuten zu Ihrer 1000,- Euro-Rente! Viel Glück!

Und das kann man innen lesen:

Faber - Renten-Lotto - Die LOTTO-SENSATION

Da können ja alle beruhigt sein, die sich Sorgen über die Rente machen. Unsere Fernsehprominenz kann sich in der Begeisterung über diese großartige Lösung des Rentenproblemes gar nicht bremsen:

Karin Tietze-Ludwig ist vom neuen Lotto begeistert! Machen Sie kostenlos mit und gewinnen Sie mit nur 4 Richtigen eine 10-Jahres-Rente von 1000 Euro monatlich

Quelle des Scans: Massenpost von „Faber“, einem kommerziellen Anbieter von Tippgemeinschaften in staatlichen Zahlenlotto „6 aus 49“, das übrigens nichts weiter ist, als eine Form der freiwillig gezahlten Deppensteuer, weil man auf große Versprechungen hereingefallen ist. Eine Satire ist kaum noch möglich.

Oh, die Tagesschau hat es gemerkt!

Zitat aus dem ARD-Videotext der Tagess(ch)au-Redaktion, Seite 130, Stand 20:30 Uhr:

Illegale Jobs in der BA-Jobbörse?

Huch, was für eine Neuigkeit! Die Bundesagentur für Armut und Elendsarbeit hat sogar schon so genannte Jobs als „Finanzmanager“ in ihrem Angebot gehabt. Der Job dieser Hilfsgeldwäscher sollte darin bestehen, Geld auf ihrem Konto entgegenzunehmen und bar weiterzuleiten. Immerhin, ein Gutes hat das für die neuen Armen in der BRD gehabt: Egal, ob sie wegen des Verstoßes gegen die Gesetze zur Kontrolle des Kreditwesens oder gleich wegen Geldwäsche verurteilt wurden, sie brauchten hinterher oft keine Miete mehr zu zahlen. Nur die Gardinen aus Stahlstangen, die waren ein bisschen unansehnlich.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) vermittelt laut einem Zeitungsbericht über ihre Jobbörse illegale Stellen.

Der „taz“ zufolge enthält die Online-Datenbank der BA mehr als 50 Stellenangebote für telefonische Glücksspielwerbung. Diese Form der Lottowerbung ohne Einverständnis der Verbraucher ist je doch verboten.

Der Neuigkeitenwert dieser Mitteilung explodiert ja geradezu! Das ist so neu, dass man es schon vor einer Woche im Forum von antispam-ev.de lesen konnte. Aber wer aus der Journaille liest schon etwas im Internet, wo zurzeit nur eine recht engagierte Minderheit der Bevölkerung erreicht wird? Jetzt ist es jedenfalls auf tote Bäume gedruckt worden, und da muss der Bundesagentur für Armut und Elendsarbeit auch gleich die Möglichkeit zu einer Stellungnahme eingeräumt werden. Sonst zweifelt noch jemand von den medial verdummten Menschen in der BRD daran, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht.

Interessanterweise spricht im staatlichen Fern-Sähen aber niemand davon, dass die staatlichen Betreiber der Klassenlotterien hier ganz offenbar mit Firmen zusammenarbeiten, die illegale und zudem in ihrer Darreichungsform höchst widerwärtige Formen der Werbung betreiben. Hauptsache, das Geld fließt strömend in der Länder krankem Säckel, der Zweck heiligt schließlich die Mittel.

„Wir sind nicht verantwortlich für das, was dort eingestellt wird“, sagte ein BA-Sprecher tagesschau.de.

Stimmt. Bei der Bundesagentur für Armut und Elendsarbeit ist man nur dafür verantwortlich, jemanden der Obdachlosigkeit und dem Hungertod preiszugeben, wenn er die Annahme solcher Tätigkeiten verweigert.  :mrgreen:

Mann oh Mann oh Mann! Ist dieser namentlich nicht weiter erwähnten, mutmaßlichen Sommervertretung für eine eventuelle Restkompetenz kein besserer Spruch eingefallen?

Es ist in der BRD schon völlig ausreichend, ein ganz ordinäres und harmloses Webforum zu betreiben, in dem sich irgendein User mit einem zu allem Überfluss auch noch unbenutzten, aber registrierten Markennamen als Nick anmeldet, damit die nicht mehr blinde, sondern vom Geld verblendete Hure Justizia den Betreiber dieses Forums in teuerster Weise zur Verantwortung zieht. Und dieser Blähredner lässt so einen Furz raus! Erklärt seine Behörde, der die Verarmten immer behorchen müssen, einfach als „nicht verantwortlich“ dafür, wenn Menschen unter gar nicht sanftem Zwang in die Kriminalität vermittelt werden! Das Wort stimmt fast. Es müsste „unverantwortlich“ heißen, denn wäre es wieder richtig.

Man gehe aber allen Hinweisen nach und überprüfe ohnehin laufend die Angebote.

Klar, man überprüft laufend die Angebote. Wahrscheinlich mit der gleichen „Sorgfalt“, mit der die staatlichen Lotteriebetreiber in der BRD ihre Marketing-Gauner überprüfen. Da können wir ja alle beruhigt sein. Denn genau das sollen wir sein.