Abartig und gefährlich

Heribert Rech, Innenminister von Baden-WüttembergDer Mordlauf von Winnenden ist jetzt schon wieder ein Jahr her und die Einzelheiten sind im Strom des aktuelleren Bullshits schon wieder vergessen, da muss so ein Heribert Rech, Innenminister von Baden-Wüttemberg, noch mal so richtig in seinem Mund greifen, um ein paar unpassende, kalte und zynische Worte daraus hervorzuziehen.

Ja, „abartig und gefährlich“ ist es. Was denn? Vielleicht das BRdeutsches Schulsystem, ein kalter Mechanismus der gesellschaftlichen Siebung und der institutionellen Absicherung, dass Kinder reicher Menschen an Bildung kommen und Kinder armer Menschen an die Fortsetzung der Armut in ihrem Leben, eine Institution, die dazu führt, dass sich junge Menschen in der Verzweiflung der Pubertät und unter den Bedingungen gesellschaftlicher Kälte, fehlender persönlicher Aussicht und unter einem heimatlosen Dasein in familiärer Zerrüttung dazu antreiben lassen, mordlaufend durch eine Schule zu rennen? Und zwar immer durch eine Schule — das ist das einzige gemeisame Muster dieser Art von Mordtaten, die dann von der Journaille und von den bluttrunkenen Flimmermedien unter dem viel affektmächtigeren Wort vom „Amoklauf“ zu geilem Content zum besseren Transport der Reklame verwurstet werden.

Nein, die Killerschulen sind nicht „abartig und gefährlich“, jedenfalls nicht nach Meinung von Herrn Rech. Der ist ja Innenminister, und deshalb besteht seine Aufgabe vor allem auch darin, die Leute ein bisschen zu konditionieren, damit sie ja nicht die wirklichen Ursachen für solche Mordtaten sehen — scheißegal, wenn in solchem Unterfangen der nächste Mordlauf an einer Schule der BRD zur sicheren Wette wird; scheißegal, wer in einem Deutschland unter der Führung solcher stammtischrelevanter Dummschwätzer noch alles verrecken muss. „Abartig und gefährlich“ ist etwas ganz anderes — aber das hat sich wohl jeder Leser hier schon aus-Rech-nen können:

Killerspiele halte ich für abartig und gefährlich. Da sollten wir mit einem Verbot ernst machen.

Und damit man auch ja richtig versteht, und damit diese abartigen und gefährlichen Worte eines BRD-Spitzenp’litikers auch ja die be-Rech-nete Wirkung entfalten können, erklärt uns der Heribert noch die Welt, ganz so, wie sie ihm gefällt:

Strengere Waffengesetzte für den Privatbesitz von Schusswaffen lehnt der CDU-Politiker […] aber ab. Hier sei der Gesetzgeber seit dem Amoklauf in Winnenden bereits tätig geworden. „Ich meine, wir sollten jetzt erst einmal schauen, wie sich das im Juli 2009 verschärfte Waffenrecht auswirkt.“

Merke: Nicht Waffen töten Menschen, sondern Spiele töten Menschen! Und jetzt weitermachen wie gehabt!

[via, via]

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