Gwin. Alleiniger Vertragspartner.

Wer zurzeit einen Supermarkt der Plus-Kette besucht, findet dort auch eine aufwändig gestaltete Reklame des Anbieters Gwin ausliegen…

Gwin. Alleiniger Vertragspartner

…die vorgibt, informativ zu sein. In sehr großen Buchstaben werden dort der überwiegend etwas verarmten Kundschaft eines Plus-Marktes…

LOTTO-Gewinne mit System und Garantie!

…und sonstige absurde Hoffnungen angeboten. Dieses „systematische und garantierte Gewinnen“ soll schon ab €2,99 pro Ziehung möglich sein, darüber hinaus gibt es auch Angebote mit etwas höherem Einsatz, nämlich für €3,99 und für €5,99 in der Woche. Und natürlich wird auch wort- und bildreich versprochen, dass man seine Chance auf ein Gewinnereignis erhöht, wenn man nur daran teilnimmt:

Bis zu 64 mal höhere Chance...

Ein solches Versprechen abzugeben, ist übrigens nicht weiter schwierig und auch keine direkte Lüge. Wenn man seine freiwillige Deppensteuern an sein jeweiliges Bundesland in Form einer von Mensch zu Mensch organisierten Tippgemeinschaft bezahlt, gewinnt man natürlich auch häufiger bei geringerem Einsatz, allerdings ist auch die Gewinnhöhe durch das Teilen des Gewinnes etwas geringer. Da in den hier erstellten Diagrammen und im Text dieses Prospektes unter einem Gewinn nicht etwa verstanden wird, dass jemand hinterher mehr Geld als vorher hätte, sondern nur, dass mindestens die Ausschüttung für drei Richtige unter den Teilnehmern der Gemeinschaft verteilt wird, kommt es natürlich zu recht häufigen „Gewinnen“. Nur gewonnen wird dabei eben nicht so viel.

Es überrascht auch nicht weiter, dass dieser Anbieter die Gewinne sogar garantieren kann. Denn in dieser Reklame wird jedem Teilnehmer versprochen, dass er sein eingesetztes Geld zurückerhalte, falls er in den ersten drei Monaten nichts gewinnen sollte. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es hier jemals zu einer Rückerstattung von Geld kommen wird — das Ereignis, mit einem einzigen ausgefüllten Kästchen auf einem Lottoschein auf Anhieb sechs Richtige mit Superzahl zu erzielen, ist wahrscheinlicher als die Teilnahme an einer der hier angebotenen Spielgemeinschaften über drei Monate hinweg, ohne dass es auch nur ein einziges Mal zu einem „Dreier“ käme.

Natürlich gibt es — wie immer in solchen Fällen — nicht nur die groß gedruckten Textanteile in der Werbung, sondern auch die etwas kleiner gedruckten. Daraus darf sich der geneigte Leser dieser Reklame übrigens erschließen, in welcher Weise hier die gläubigen Rezipienten von Gwin (mit dem tollwütigen claim: „Alleiniger Vertragspartner“) abgezockt werden sollen. Die folgenden Hinweise kann man etwa den Fußnoten zu den einzelnen Produkten entnehmen, die mit ihrer Höhe von sieben Punkt für etliche Menschen ohne Sehhilfe gar nicht mehr entzifferbar sind. Deshalb habe ich die Hinweise aus den Fußnoten hier auch einmal fett gesetzt, damit sie wenigstens hier so richtig zur Geltung kommen.

  • 85 Tipps nur 2.99 pro Ziehung — Bei Abschluss eines Dauerspielscheins werden 2.03 € pro Ziehung an die staatliche Lottogesellschaft weitergeleitet.
  • 253 Tipps nur 3.99 pro Ziehung — Bei Abschluss eines Dauerspielscheins werden 2.69 € pro Ziehung an die staatliche Lottogesellschaft weitergeleitet.
  • 519 Tipps nur 5,99 pro Ziehung — Bei Abschluss eines Dauerspielscheins werden 4,02 € pro Ziehung an die staatliche Lottogesellschaft weitergeleitet.

Damit auch der letzte kapiert, was diese Worte sagen, sei das Ganze noch einmal etwas deutlicher formuliert.

  • Von den 2,99 Euro in der Woche
    steckt sich Gwin 96 Cent in die eigene Tasche, statt sie für die Spieler zu vertippen.
  • Von den 3,99 Euro in der Woche
    steckt sich Gwin 1,30 Euro in die eigene Tasche, statt sie für die Spieler zu vertippen.
  • Von den 5,99 Euro in der Woche
    steckt sich Gwin 1,97 Euro in die eigene Tasche, statt sie für die Spieler zu vertippen.

Die Formulierung „steckt sich Gwin in die eigene Tasche“ bedeutet, dass mit diesem Geld nicht Lotto gespielt wird. Es wird an Gwin für die dort erbrachte Dienstleistung bezahlt. Man kann das auch einmal so auflisten, um einen besseren Eindruck von der wirklichen Größenordnung des Preises dieser Dienstleistung zu bekommen:

  • An den 50 Spielern des so genannten „Premium-Lotto Bronze“
    verdient Gwin 48 Euro in der Woche.
  • An den 98 Spielern des so genannten „Premium-Lotto Silber“
    verdient Gwin 127,40 Euro in der Woche.
  • An den 119 Spielern des so genannten „Premium-Lotto Gold“
    verdient Gwin 234,43 Euro in der Woche.

Das ist schon ein recht fürstlicher Lohn für das mechanische Ausfüllen und Abgeben einiger Lottoscheine, die praktisch bedeutungslose Versicherung gegen einen Totalverlust des Einsatzes von drei Monaten und die Verwaltung der Spielerkonten. Man versteht auf einmal, wieso sich so eine billige Geschäftsidee wie das kommerzielle Anbieten von Tippgemeinschaften so eine doch recht aufwändige Hochglanzreklame leisten kann. Dieser Anbieter macht dabei nämlich systematischen und garantierten Profit aus den Hoffnungen und Rechenschwächen seiner verblödeten Opfer, indem er sich über 32 Prozent ihrer bei ihm getätigten Lotto-Einsätze in die eigene Tasche steckt.

Da die Lottogesellschaften von der Gesamtsumme der Einsätze stets nur 50 Prozent als Gewinn ausschütten, kann man auch einmal die folgende Aufstellung machen:

  • Die 2,99 Euro, die pro Woche an Gwin gezahlt werden
    haben einen Erwartungswert von rund 1,02 Euro.
  • Die 3,99 Euro, die pro Woche an Gwin gezahlt werden
    haben einen Erwartungswert von rund 1,35 Euro.
  • Die 5,99 Euro, die pro Woche an Gwin gezahlt werden
    haben einen Erwartungswert von 2,01 Euro.

Der Differenzbetrag wird hierbei nicht nur — wie schon beim normalen Lottospielen — als „Deppensteuer“ an das BRD-Bundesland gezahlt, in dem der Lottoschein abgegeben wird; sondern eine gute Hälfte dieses Differenzbetrages fließt auch in die Taschen des Dienstleisters Gwin mit seinen vorsätzlich irreführenden Angaben in dieser Werbung. Wer meint, dass es eine gute Idee ist, solche Gestalten mit seinem eigenen Geld fett zu machen, der soll sich natürlich keinen Zwang antun. Ich meine, dass es für Geld bessere Verwendungen gäbe.

Man versteht bei dieser kleinen übrigens auch, was man in diesem Zusammenhang von dem Gwin-„Partner“ Plus mit seinen glubschäugelnden „kleinen Preisen“ halten kann. Wenn es sich für das eigene Geschäft lohnt, kooperiert diese Kette offenbar mit jedem dahergelaufenen Abzocker. Diese kleine Einsicht hilft gewiss dabei, die sonstige Selbstdarstellung und Werbung der Plus-Kette im richtigen Lichte zu sehen. Eine Empfehlung für Plus ist das Minus, das hier den Menschen mit massivem Infonebel untergeljubelt werden soll, jedenfalls nicht.

2 Kommentare

  1. Und Gwin belästigt Menschen per Telefonanrufen und Spam-Mails. Ich habe mich niemals bei dieser obskuren Firma angemeldet und bin auch in keiner Weise mit dieser Firma in Kontakt getreten. Trotzdem wird am Telefon und in E-Mails behauptet, ich hätte mich angemeldet. Eine Lüge und absolut unverschämt !!

  2. […] Und nun ein kleines Sponsoring meinerseits (auch wenn WUT! das wahrscheinlich gar nicht nötig hat): https://wwwut.wordpress.com/2008/06/09/gwin-alleiniger-vertragspartner […]


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