Es gibt keine Opposition in der BRD

In der gegenwärtigen BRD haben wir einen p’litischen Zustand erreicht, in dem es keine Opposition mehr gibt. Es ist in der praktisch ausgeführten P’litik nicht erkennbar, von welcher der p’litischen Parteien eine bestimmte Gestaltung ausgeht. In den Programmen der Parteien wird zwar noch zum Zweck der Werbung eine gewisse Eingenständigkeit und damit eine p’litische Pluralität in der BRD geheuchelt, in der Praxis gibt es aber nur noch den neoliberalen Weg der „totalitären Mitte“.

Die gegenwärtige große Koalition in der BRD ist ein treffliches Spiegelbild dieser Lage, die sich aber schon in den letzten 15 bis 20 Jahren entwickelte.

Frühere „Alternativparteien“ wie die Grünen sind in dieser Konstellation angekommen und geben keine eigenen, alternativen Impulse mehr, sondern fügen sich bei Schachergeschäft um Macht in die Rolle als Stimmviecher zur Mehrheitsbeschaffung. Das jetzige „Linksbündnis“ ist auf dem gleichen Weg. Im Moment verstehen es vor allem rechte Menschenfänger sehr gut, sich als „wirkliche Opposition“ vor allem unter Jugendlichen zu profilieren. Was ich manchmal bei Gesprächen mitbekomme, ist nur noch zum Gruseln.

Ein Merkmal, das die gegenwärten p’litischen Ideen der „totalitären Mitte“ gemeinsam haben, ist die fast ausschließlich wirtschaftliche Betrachtung aller gesellschaftlichen Anliegen und der Menschen. Große Bereiche der Gesellschaft sind schon nach Maßgabe dieser Betrachtung umgestaltet worden, ein Ende ist noch nicht absehbar. Die Universitäten sind zu einer Art „Berufsschulen“ gemacht worden, klassisch gemeinschaftliche (und damit wahrhaft politische) Aufgaben wie der Nahverkehr in den Ballungszentren, die Energieversorgung der Bevölkerung oder die Entsorgung der Abfälle müssen sich auf einmal „wirtschaftlich rechnen“; koste es der Gemeinschaft, was es wolle. Die nächsten Schritte in diesem niemals niedergeschriebenen, aber doch mit fanatischem Ehrgeiz verfolgten Programm sind bereits in der Diskussion. Die Schulen der Zukunft sollen nicht mehr dem Ideal der Bildung verpflichtet sein, sondern zu reinen Ertüchtigungsanstalten für die zukünftigen Batterien im betrieblichen Produktionsprozess umgestaltet werden; darüber hinaus soll die zwangsweise durchgeführte institutionelle Entelterung und Dressur der Kinder in ein immer zarteres Alter gelegt werden — die allgemeine Kindergartenpflicht ab dem vierten Lebensjahr ist ja schon im Gespräch.

In dieser Situation entsteht zwar ein „wirtschaftliches Wohlergehen“, es wirkt sich aber gar nicht so aus, wie es die P’litiker scheinbar in ihren primitiven Lehrbüchern gesellschaftlicher Zusammenhänge stehen hatten. Im Moment schaffen Investitionen keineswegs Arbeitsplätze, sondern bewirken vielfach das genaue Gegenteil — nach 30 Jahren höchst begrüßenswertem Fortschritt in der Robotik und Datenverarbeitung sollte das doch inzwischen bei den p’litischen Parteien angekommen sein.

Es ist aber nicht angekommen. Die gleiche p’litische Kaste, die sich so energisch gegen irgendwelche „Parallelgesellschaften“ ausspricht, sie ist selbst eine Parallelgesellschaft geworden, die jeden Tag mit Pipi Langstrumpf singt: „Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt.“ Das zeigt sich zum Teil auch in realsatirischen Details. Zum Beispiel gibt es trotz der mit viel medialer Aufmerksamkeit begleiteten laufenden Diskussion zum „Nichtraucherschutz“ immer noch genau eine Bundesbehörde, auf deren Gängen und in deren Büros beliebig geraucht werden kann — überall stehen dort bequeme Sessel herum, neben denen große, einladende, regelmäßig geleerte Aschenbecher platziert sind. Diese Behörde ist der Deutsche Bundestag. :mrgreen:

Eine Korrektur dieser Parallelgesellschaft durch die zentral ausgegebenen Massenmedien findet nicht mehr statt. Die meisten Meldungen werden direkt aus den NITF-Tickern der großen Nachrichtenagenturen übernommen. Die gesamte Journaille ist eine reine Echokammer für die Stimme wirtschaftlicher Interessenvertreter und ihrer Schergen geworden. Im Moment erkennt man aufgewecktere Zeitgenossen wirklich schon daran, dass sich keine Zeitung mehr lesen können, ohne einen Wutanfall zu kriegen — und deshalb lieber auf diese Vergällung ihres Tags verzichten. Gut, dass es immer noch andere Möglichkeiten gibt, informiert zu sein.

Die p’litische Linke setzt unterdessen weiterhin auf längst obsolete Formen der Agitation und Aufklärung. Wie ein solches als nörgelnd empfundes Stimmlein bei den Konsumenten der faktisch gleich geschalteten Massenmedien ankommt, zeigt sich in der täglichen Bedeutungslosigkeit der ansonsten sehr nötigen Kritik.

Dieser Prozess geht einher mit einem in Friedenszeiten noch nie dagewesenen kulturellen Zerfall. Auch „künstlerisches“ Schaffen wird ausschließlich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet, es wird nur nach seinem Marktwert bewertet. Wer wissen will, was für eine Trübsal das wirklich ist, der braucht nur für ein paar Stunden bewusst einen Mainstream-Radiosender der BRD zu hören. Die Auswürfe der Content-Industrie haben eine Beliebigkeit, deren Ursache die Leere des „künstlerisch“ Hervorgebrachten ist. Als letztes Merkmal dieser „Werke“ bleibt der Verkaufserfolg, der auch in so genannten „Chart-Shows“ (also Verkaufstabellen-Zurschaustellungen) als großartiges Merkmal hervorgehoben wird. Fresst Scheiße, Leute, die ganzen Fliegen können sich nicht irren!

2 Kommentare

  1. Ein echtes Problem, dass ich sehe, liegt darin, dass der Bürger als politisch praktisch Entmündigter keinen Wert darauf legt, das Machtvakuum als Konsument zu füllen. Warum auch. Konsum betäubt, macht aber nicht glücklich. Dafür kann man ihn aber kaufen, auch wenn er das bestehende Unglück evtl. sogar verursacht. Und dass man dafür arbeitet, um zu konsumieren, statt zu leben statt zu arbeiten, das fällt niemandem ein. Warum auch hinterfragen, die Glotze ist bequemer.

    Ich bin zwar überzeugter Kapitalist (da der Kapitalismus jedem die Freiheit gibt zu produzieren und zu konsumieren was er will), der Kapitalismus an sich krankt aber an einer ethisch und moralisch fehlgeleiteten Rückkopplung, die die bestehenden gewaltigen Produktionskapazitäten nicht dazu nutzt, tatsächliche Bedürfnisse bei solchen zu befriedigen, die eben noch Not leiden, sondern stattdessen beim bereits zahlungskräftigen Konsumvolk nichtexistente Bedürfnisse zu schaffen, um diesen erfundenen Unsinn dann auch noch zu befriedigen. Dass es so geschieht und nicht anders, die Schuld schiebe ich dem Staat als nationalem Bezugsrahmen zu, der den Menschen vorgaukelt, ihre einzige Verantwortung für das eigene und (Welt)Gemeinwohl läge in einem Kreuz, das man alle 4 Jahre zu machen hat.

    Ein gutes, vereinfachendes Beispiel zur Veranschaulichung ist die Werbeindustrie. In ihr wird soviel Kapital und Arbeitskraft gebunden, die nur dazu dient, Dinge abzusetzen, die sonst vermutlich keiner kaufen würde. Der Konsument bezahlt die Werbung mit, ohne die er sonst vielleicht nicht einmal zum Produkt gegriffen hätte. Werbung wird zum Selbstzweck betrieben und steigert Preise. Verzichtete man auf Werbung, würden Preise fallen, weniger Kosten entstünden für den Konsumenten und dieser müsste weniger arbeiten und könnte mehr leben. Mal ganz abgesehen davon, dass das Kapital und Personal in sinnigeren Bereichen eingesetzt werden könnte, wie z.B. in wohlstandssteigernden Maßnahmen in anderen Ländern. Aber nein. Der Affentanz geht weiter, man greift sich an die Schwänze und springt vergnügt im Kreis. Arbeitet, konsumiert, schlaft.

    Und 2. und 3. Welt? Die sind eh nur gefährlich, die werden jetzt auch reich, nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Statt aber auf die Idee zu kommen, sich mit der Arbeitskraft in anderen Ländern zu solidarisieren um zu erreichen, dass diese ebenfalls gute Arbeitsbedingungen und Lohn bekommen, so dass keinerlei Vorteil für das Kapital mehr darin läge, sich von sklavereiähnlichen Bedingungen locken zu lassen…neeeeeee. Da schiebe ich es lieber auf die (meiner Meinung nach längst überfällige) Globalisierung und die Macht der Konzerne, schimpfe auf die Politik, die nichts dagegen tut, erhebe mich aber immer noch nicht von meinem Sofa um etwas zu tun oder zu sagen, und denke im Supermarkt trotzdem nicht zweimal nach, was ich kaufe, sondern überhaupt nicht.

    Im bewußten Konsum liegt ein so enormes Machtpotenzial des Bürgers und Konsumenten, doch kaum einer scheint dazu willig, es zu füllen. Und natürlich in der Aktion. Aber Action, die gibt’s ja auch im Fernsehen. Was für ein dummes Wortspiel. 😀

    Wer noch an die Macht des Bürgers in einer Demokratie, wie wir sie heute in D erleben, glaubt, muss ein ungeheurer Idealist sein. Oder Beamter.

  2. Sagen wir mal: es gibt keine Opposition im System wozu der ganze Staatmafiaapparat (Parteien, Parlamente, Verwaltung, Justiz, Massenmedien usw.) gehört. Die eigentliche Opposition ist die ausserhalb des Systems, die wenigen aufrechten Leute denen man das Rückrat noch nicht nur gekochte Spaghetti ersetzt hat. Und dass die noch frei rumlaufen und sagen können was sie wollen, liegt nur daran, dass die institutionelle Diktatur wesentlich beständiger und ihrer Sache wesentlich sicherer ist als eine totalitäre. Und mit beständig meine ich Zeiträume von hunderten von Jahren.

    Und genaugenommen hat es innerhalbdes politischen Systems von D, nicht erst seit der BRD, noch nie Opposition gegeben, nur Kasperletheater für Erwachsene.

    2 Psychopirat:

    Wer glaubt, dass das, was wir in D erleben, könne als Demokratie bezeichnet werden, sitzt der Volkverarschung der Staatsmafia auf.


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