Von Zukunft und Technologie…

…reden die Großkopferten aus der p’litischen Kaste ja immer wieder. Sie sprechen davon, dass den Menschen Fertigkeiten in der Handhabung von Schlüsseltechnologien vermittelt werden müssten; sie sprechen von Innovation und davon, dass Bildung und Ausbildung der eigentliche „Rohstoff“ im an sich rohstoffarmen Staate BRD sei. Und dann machen die Menschen, die solche Worte in den Mund nehmen, P’litik. Eine P’litik, die sie zum Hohn für die davon betroffenen Menschen auch noch eine „erfolgreiche P’litik“ nennen.

Und dann kann man Folgendes auf einer privaten Homepage lesen:

Für die Schule, für die ich arbeite soll ein Computer-Raum eingerichtet werden. Leider gibt es weder von der Schule noch von anderen Seiten irgendwelche Geldmittel. […] aktuellere Hardware (ab Pentium II) wäre nicht schlecht. […] Wenn Sie etwas zu verschenken haben, wäre es toll, wenn Sie sich melden.

Ja, das ist völlig richtig gelesen.

Hier bettelt ein Mitarbeiter (Lehrer?) einer Schule in der BRD offen im Internet um die Ausstattung für einen Computerraum. Er bettelt dabei nicht etwa um die „billigen“ Aldi-PCs, sondern um solche Rechner, die gerade dutzendweise in den Büros entsorgt werden und die es im Moment bei jedem Ramscher „umme Ecke“ für 20 Euro zu kaufen gibt. Er muss darum betteln, weil nach einer asozialen Sparp’litik des Berliner Regimes für solche recht preisgünstigen Anschaffungen (insgesamt 50 Rechner der beschriebenen Klasse, die für knapp tausend Euro zu erwerben wären) an der betreffenden Schule kein Geld mehr vorhanden ist.

Daran sollte man denken, wenn man die P’litiker über Bildung reden hört.

Es geht hier nicht um irgendeinen Multimedia-Unsinn, sondern um kleine Arbeitsrechner, mit deren Hilfe junge Menschen elementare Fertigkeiten erlernen könnten. Zum Beispiel, wie man Dateien auf einer Festplatte organisiert, wie man mit Hilfe einer Textverarbeitung einen Brief schreibt oder wie man Berechnungen mit Hilfe eines Computers erledigt. Es geht hier also um jene elementaren Fertigkeiten, über die eigentlich jeder Mensch in der heutigen Zeit verfügen sollte — die Ausbildungsbetriebe werden ja nicht müde, zu jammern, dass die Bewerber gar „nicht ausbildungsfähig“ aus der Schule kämen.

Aber diese 1000 Euro fehlen. Und deshalb muss ein Mitarbeiter einer Schule in der BRD — übrigens einem der reichsten Länder der Welt, wenn auch mit arg ungleich verteiltem Reichtum — auf seiner privaten Homepage offen um alte, oft achtlos weggeworfene Computer betteln.

Daran sollte jeder denken, wenn er den nächsten P’litiker über Bildung, Zukunft und Innovation labern hört.

Und wer vielleicht noch einen Computer der gewünschten Klasse (ab Pentium II) oder weitere fehlende Hardware herumstehen hat, sollte vielleicht mal über eine kleine Spende nachdenken. Die Kontaktdaten stehen gleich unter dem veröffentlichten Bettelbrief auf einer privaten Homepage.

Dieser veröffentlichte Bettelbrief offenbart übrigens nicht die Armut dessen, der da bittet. Nein, diese Bitte ist mutig und zeigt Größe in aller Verzweiflung. Dieser veröffentlichte Bettelbrief ist ein Offenbarungseid für die gegenwärtige P’litik, deren Vorgehen nur noch von zwei Grundsätzen angetrieben wird:

  1. Wer besitzt, der soll noch mehr Besitz stapeln.
  2. Ansonsten: Verwalten statt Gestalten.

Gute Nacht, Deutschland!

9 Kommentare

  1. […] … weiterlesen auf dem Wutblog „> […]

  2. Mit anderer Leute Leder ist gut Riemen schneiden

    Gerade das Land Berlin ist ein Musterbeispiel wie die Versklavung der Gesellschaft funktioniert. Da wurden reichen Anlegern hohe Renditen zugesagt, die zum bekannten Bankenskandal führten, der aber für die Verantwortlichen keine signifikanten Konsequenzen hatte. Das Land Berlin sitzt jetzt auf einem exorbitanten Schuldenberg, der auf dem Buckel der Bürger abgetragen werden soll und muss, denn der Staat kann ja nicht mal eben Insolvenz anmelden, sondern die Bürger haften mit ihrer Arbeitskraft. Die Bürger zahlen also weiter brav Steuern bekommen dafür aber keine bzw. immer weniger Gegenleistung.

    Als ob das nicht schon genug wäre muss das Volk die gleiche Parteienmafia immer wieder wählen, die es weiter nach Strich und Faden verarscht und die demokratische Mitbestimmung anhaltend verweigert http://demokratie.mine.nu/read__1-320

    Dass der Staat auf den Bierdeckel der Bürger derart unkontrolliert und unverantwortlich Schulden macht, ist nur in einer institutionellen Diktatur möglich. Ein „freies“, aber staatlich verlohnsklavtes Volk, das zum einen alles auslöffeln muss was die Staatsmafia ihm einbrockt und – wie in diesem Fall oder auch dem der Rütli-Schule – durch Katastrophenmeldungen zur „Solidarität“ aufgerufen und ein schlechtes Gewissen eingeredet wird über das bereits bestehende Maß an Ausbeutung hinaus noch „freiwillig“ das, was die geld- und machtgeilen Staatsmafiabosse wissent- und absichtlich an Missständen verursacht haben, auszubügeln.

    Wir sind in der Tat ein reiches Land und wir hätten genug Geld, dass es für alle reichen würde, aber nur wenn nicht eine Staatsmafia im Elfenbeinturm das Geld anderer Leute zum Fenster hinaus in den Rachen ihrer Amigos werfen würde, sondern das Volk in eigener Sache über sein Geld bestimmen würde. Und damit sind wir wieder an der Wurzel des Übels, dem Mangel an echter (direkter, sachunmittelbarer) Demokratie.

  3. Und die Arbeitgeber verprassen lieber Millionen für arbeigeber- und kapitalistenfreundliche Propaganda im Stil der INSM: http://www.perspektive2010.de/blog/2007/04/05/die-insm-hat-das-eine-oder-andere-problem/

    Gruß

    Alex

  4. hey dazu denn nur noch der einzig gute ansatz: „venceremos! – eslebedasprekariat!“ und eigentlich ist unsere gesellschaft sowieso ne farce, eine gesellschaft von menschen gegen menschen hat das potential irgendwann mal ordentlich „auffefresse“ zu bekommen. die geschichte le(e)hrts.

  5. Nun, ich habe mich immer gefragt wozu es an meiner Schule Computer gab, wenn man sie quasi einmal im Jahr unter Lehreraufsicht benutzen durfte, und einem dann untersagt wurde, zu schulischen (!) Zwecken Webseiten der NPD aufzurufen.

    Wenn die Lehrer die Computer nicht bedienen können. Wenn die Rechner grauenhaft gewartet werden und auf ihnen Windows 95 läuft was dauernd abstürzt.

    Wirklich. Das muss nicht sein. Und da machts auch kein Unterschied mehr ob es ein Pentium II oder IV ist.

    Grüße,
    Calypso

  6. Dein Kommentar ist böse. Ich bin der Verfasser dieses „Bettelbriefes“ und ich muss sagen, dass sich seither nicht viel geändert hat. Noch schlimmer, ich wurde Augenzeuge, als sich Siemens ihrer „veralteten“ Hardware entledigte: Sie warfen noch völlig funktionstüchtige LAPTOPS

  7. Dein Kommentar ist böse. Ich bin der Verfasser dieses „Bettelbriefes“ und ich muss sagen, dass sich seither nicht viel geändert hat. Noch schlimmer, ich wurde Augenzeuge, als sich die hochdekorierte menschenfreundliche und immer sozial eingestellte Siemens AG ihrer „veralteten“ Hardware entledigte: Sie warfen noch völlig funktionstüchtige LAPTOPS aus dem 3. Stock, nur um sicherzugehen, dass 1. alle Festplatten zerstört waren und 2. der Reyt zunindesr angeditscht warwartete auf dem Hof eine hochbezahlte Firma, um eben diesen „Schrott“ für teures Geld abzutransportieren. Ich nenne das pervers, dekadent und eben drum, stimme ich mit dem Verfasser dieses Artikels komplett überein: Es kann doch nicht sein, dass einerseits – und das sehe ich tagtäglich – alte Computer-Hardware entweder zerstört oder in gammligen Kellergehäusen vor sich hinrottet und andererseits dekadente Gross-Industrielle eben für sie tpotal überholten und verschrottungswürdigen menschen zu Rate ziehen….
    eben drum, ich gehe jetzt ins Bett!

  8. Zu Hartmut Birkholz:

    Ja, mein Kommentar ist böse, aber die Bosheit soll nun wirklich nicht Dich treffen. Als ich Deinen Blogeintrag gelesen habe, ist mir fast die Galle explodiert, denn ich kann sehen, was hier weggeworfen wird. Ebenso kann ich sehen, wie bei unentwegtem p’litischen Gerede von der Wichtigkeit der Bildung die Schulen in der BRD so kaputt gespart werden, dass sie ihrem eigentlichen Auftrag, der Vermittlung von Bildung, nicht einmal mehr in Ansätzen genügen können.

    Ich fand es sehr mutig und verantwortungsvoll von Dir, dass Du so offen im Internet um Spenden gebeten hast, und ich habe das hoffentlich in meinem Ton und Inhalt (bei allen Seitenhieben auf das p’litische Umfeld solchen Wahnsinns) klar genug werden lassen. Leider habe ich mit meinem kleinen, eher wütenden Blog nicht die Breitenwirkung der zentral organisierten Massenmedien, glaube aber dennoch, dass ich so eine kleine Bekanntheit für Dein Anliegen geschaffen habe.

    Leider werde ich überwiegend von jenen Marginalisierten der Globalisierung gelesen, die selbst nicht viel zu verschenken haben. Übrigens schreibe ich diesen Kommentar auch auf einem schrottreifen Rechner, der andernorts achtlos zur Deponie gebracht würde, mir aber dennoch ganz hervorragende Dienste leistet.

    Ich wünsche mir wirklich, dass Du noch ein paar Rechner zugesteckt bekommst — vielleicht sogar aus jenem gesellschaftlichen Komplex der waste economy, den ich immer so mit ätzender Ironie überschütte. Eine solche Geste wäre doch für jene eine hervorragende Gelegenheit, jemanden wie mir den Wind aus den Segeln zu nehmen. 😉

    Lass es Dir gut gehen!

    Elias

  9. […] wirklich ernst gemeinten Artikel veröffentlichte nämlich den für mein Schulprojekt verlinkte ein anderer Blog meinen Artikel und äußerte sich sehr kritisch zu dieser Thematik. Auf einen von mir angebrachten […]


Comments RSS TrackBack Identifier URI

Hinterlasse einen Kommentar