Jugendschutz als Vorwand für Zensur?

Au weia, heise online liest sich aber heute unerfreulich (die Hervorhebung im Zitat ist von mir):

Viele Eltern fühlten sich dem Thema Sicherheit im Netz nicht gewachsen oder wüssten gar nicht, welche Gefahren im Internet für ihr Kind lauern. „Die Liste der nicht-jugendfreien Angebote ist lang.“ Außerdem könnten die Kinder ungeeignete Kontakte knüpfen. Besonders versierte Kinder könnten die im Handel angebotene Filtersoftware umgehen. […] Politik und Wirtschaft sollten nun die gesetzlichen Grundlagen für Netzfilter schaffen und die „Durchleitung illegaler Inhalte notfalls per Sperrungsverfügung“ verhindern. Die Verbände haben ihre Begehrlichkeiten auf die DSL-Anbieter konzentriert, denen sie mangelndes Verantwortungsbewusstsein vorwerfen. Kein Gesetz zwinge die Provider, illegale Inhalte durchzulassen, dennoch „seien diese insbesondere in Tauschbörsen beliebig verfügbar“. […]

Selten eine so offene Werbung für Zensur gesehen, natürlich schön neben der rhetorischen Nebelgranate, dass Kinder ja an explizite sexuelle Darstellungen kommen könnten oder gar „ungeeignete Kontakte“, etwa zu Kinderfickern, bekommen könnten. Hach, die armen, bedrohten Kinder aber auch — als wenn sie nicht von den ganzen Kinderfickern in Kindergarten, Schule, Nachbarschaft und Kirche genug bedroht wären!

Und deshalb muss die staatliche (oder wirtschaftliche) Zensurkeule her, die man hier sprachfickend „Sperrungsverfügung“ nennt, weil ja von der BRD und nicht von China die Rede ist. Am besten, die Zugangs-Provider werden gleich im vorauseilenden Gehorsam tätig, sind sie doch nicht dazu gezwungen, „illegale Inhalte“ durchzulassen.

Aber in dieser expliziten Aufforderung, doch besser vorauseilend zu zensieren, steckt noch eine implizite Aufforderung, die von vielen nur deshalb nicht gesehen wird, weil sie Probleme mit der abstrakten Technik haben.

Man stelle sich die letzte Äußerung deshalb einfach einmal als Aussage über ein anderes Medium mit gleichem Inhalt vor! Zum Beispiel das Medium Telefon, dieser etwas altmodische Komminikationskanal wird ja auch immer wieder gern von Kriminellen aller Art missbraucht. Was heißt es denn, wenn da jemand sagen würde: „Kein Gesetz zwingt die Telcos, illegale und kriminelle Formen des Telefonnetzmissbrauches zu vermitteln, dennoch sind diese in allen Netzen an der Tagesordnung“? Woran sollten die Telcos denn legale und illegale Inhalte unterscheiden, ohne sämtliche vermittelten Gespräche abzuhören und zu bewerten?

Genau das gleiche Problem hätten die Zugangs-Provider für das Internet. Nur eine lückenlose Bespitzelung des Datenverkehrs (den man übrigens leicht verschlüsseln könnte, wenn die Verschlüsselung nicht irgendwann verboten würde) ermöglicht eine Beurteilung der Legalität. Was da zu lesen ist, das ist der werbende Gehirnpflug im Vorfeld der Errichtung eines Überwachungsstaates (der durchaus auch wirtschaftlich getragen sein kann), der das gesamte Internet belauschen und filtern will.

Natürlich alles nur für die armen, armen und ach so niedlichen Kinder, die sonst vielleicht nicht sexuell dumm bleiben…

5 Kommentare

  1. ja da wäre es doch eigendlich angebracht die eltern mal aufzuklären, aber usner lieber staat macht doch lieber wieder mal das was ihnen zur zeit am meisten spaß machen zu scheint GRUNDRECHTE VERLETZEN, MENSCHEN AUSPIONIEREN, DAS GRUNDGESETZ ZU ÄNDERN!

    Verbindungen zum 3ten reich sind dabei nur rein zufällig !

    Denken statt sich lenken zu lassen !!!!

  2. Das Auswandern wird einemimmer mehr richtig schmackhaft gemacht

  3. Normale Geheimhaltung wird immer nur als ein Macht- und Kontrollinstrument benutzt. Es ist abartig und damit auch unmenschlich, wenn dumme machtbesessene Menschen den Informationsfluß zu ihren Mitmenschen mit der Behauptung zu kontrollieren versuchen, daß geschehe nur aus Verantwortung – oder es schütze die Rechte und Intimsphäre anderer usw. Letzten Endes wollen sie alle nur eine Manipulation zu ihrem eigenen Vorteil betreiben. Eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden Kirchenfürsten, Politikern, Bankern, Versicherungsmenschen, Geheimlogen usw. sind rein zufällig.

  4. […] zeigt — wird jetzt eben das Internet wegen der “Kinderpornos” und der ganzen Kinderficker im Netz […]


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