Die GfK sieht Freude, überall Freude…

Ich hoffe, ihr freut euch auch alle über eine gute Konjunktur, sichere Arbeitsplätze und habt so richtig Lust (die Möglichkeit habt ihr doch sowieso alle), Geld auszugeben. Es kann ja nicht sein, dass die weisen Herrenmenschen von der „Gesellschaft für Konsumforschung“ unter Realitätsverlusten leiden, denn sonst würden ja nicht immer wieder in der Qualitätspresse der Milliardäre von Qualitätsjournalisten und anderen Presstituierten als ernstzunehmende Quelle zitiert…

Und immer schön ins Hirn ficken…

…das scheinen sich die Vertreter der deutschen Medien und diverser „Institute“ der Wirtschaft zu sagen, wenn sie Sprache benutzen, um den Zerfall der Gesellschaft in der BRD schönzulügen. Manchmal kann man beim Überfliegen dieser Meldungen, die vom BRD-Staatsfernsehen ARD genau so blind wiedergegeben werden, wie sie von der wirtschaftsabhängigen Journaille direkt aus dem NITF-Ticker der großen Agenturen übernommen und als „Journalismus“ verkauft werden, schon an die „etwas einseitige“ Darstellung vieler Vorgänge in den zentral organisierten Medien der DDR denken. Ein aufdringlicher Duft des alten „Neuen Deutschland“ zieht etwa in die Nase, wenn man heute im Videotext des BRD-Staatsfernsehens den folgenden Neusprech im Wirtschaftsteil auf Seite 703 liest (Stand vom 5. Juli, 20:30 Uhr):

Deutsche kaufen weniger ein

Die Deutschen reagieren auf die steigenden Preise offenbar verstärkt mit Konsumverzicht. Das betrifft vor allem die Güter des täglichen Bedarfs. Wie das Magazin „Focus“ unter Berufung auf die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) berichtet, gaben die Verbraucher im Mai zwar nominal 5,6 Prozent mehr für Lebensmittel und andere Alltagsgüter aus. Real landeten aber 3 Prozent weniger Waren in den Einkaufswagen.

Wir merken uns: Was im Altsprech völlig zutreffend als eine Folge der fortschreitenden Verarmung immer breiterer Schichten der Bevölkerung der BRD in Kombination mit einer recht hohen Inflation bezeichnet worden wäre, das darf nach allen so genannten „Reformen“ nicht mehr beim Namen genannt werden. Wo kommen wir auch hin, wenn von Armut die Rede ist. Deshalb muss flugs ein passender Neusprech her, der fast schon klingt, als würden Menschen freiwillig weniger kaufen. Was nehmen unsere Hirnficker da für ein Wort? Es wäre gut, wenn es ein kleines bisschen „positiv“ klingt, nach frei gewähltem und damit freiem Lebensstil. Ah, nehmen wir doch einfach das Wort „Konsumverzicht„. Das hat doch gleich den richtigen Klang, da denkt doch keiner mehr an abgezählte Eurogroschen und Jagd nach billig angebotenen, abgelaufenen Lebensmitteln.

Es soll also ein „Verzicht“ sein, keine Armut. Und zwar vor allem ein Verzicht auf die „Güter des täglichen Bedarfes“, also auf solche „Luxusgüter“ wie Lebensmittel. Zwar müssen sogar diese Hirnficker von der GfK im Lokus-Artikel einräumen, dass mehr Geld dafür ausgegeben wurde, obwohl weniger Menge mit diesem mehr Geld gekauft wurde, aber das ist ja alles nur „Verzicht“. Wahrscheinlich kaufen die neuen Armen in der BRD jetzt einfach luxuriösen Fraß aus irgendwelchen Feinkostläden, damit dieser Effekt zustande kommt — oder gibt es etwa eine andere, vielleicht sogar zutreffende Erklärung für diese Entwicklung? Besser darüber schweigen. Und sagen, dass es sich um einen „Verzicht“ handelt, wobei mitschwingt, dass dies eine ganz freiwillige Haltung ist und nicht etwa jeden Tag aus einer steigenden Not heraus geboten wird.

Für diese menschenverachtenden und zynischen Sprecher des BRD-Neusprechs ist wahrscheinlich sogar das weltweite Hungerproblem ganz leicht zu lösen. Einfach mit dem „Verzicht“ aufhören und mehr essen! So einfach ist das!

Hoffentlich hört man in der BRD bald mit dem Verzicht darauf auf, solchen Arschlöchern das völlig angemessene, negative soziale Feedback zu geben.